Swiss Winforce League, Playoff: Einsiedeln – Willisau 21:17

Ringerriege Einsiedeln gewinnt dramatischen Kampf

Spannung bis zur letzten Sekunde: Einsiedeln gewinnt im ersten Halbfinalkampf gegen Willisau mit 21:17. Die Einsiedler erhalten damit eine Chance zu einem weiteren «Hurra».

W.S. Nein, Prophet muss man nicht sein, um eines für den Halbfinalkampf vorauszusagen: Wenn die Ringerriege Einsiedeln daheim auf Rekordmeister Willisau trifft, dürfen die Zuschauer einen Kampfabend auf Biegen und Brechen erwarten. Das war schon in den beiden Auseinandersetzungen der Qualifikationsphase so, als Einsiedeln am Schluss zweimal vorne lag. In der Sporthalle Brüel siegten die Ringer um Urs Bürgler zum dritten Mal gegen Willisau in dieser Saison vor der grossen Kulisse von 735 Zuschauern. «Wir haben damit gerechnet, dass der Kampf auf jeden Fall knapp wird und nicht hier entschieden wird, sondern im Rückkampf», kommentierte Ruedi Beeler, Präsident der Einsiedler. Eine Niederlage oder ein Sieg mit lediglich vier Punkten Unterschied ist im Ringen nicht so dramatisch und lässt alle Möglichkeiten offen.

Eine ganz besondere Atmosphäre herrschte im Halbfinal in der zu einer Ringerarena umgestalteten Sporthalle. In der Hallenmitte leuchtete der Spot auf die grosse, runde Matte. «Eine super Sache, ich bin total begeistert, die Arena ist geradezu prädestiniert für einen Ringkampf», sagte selbst ein Willisauer Fan. Schon eine halbe Stunde vor Beginn machten die Fans Stimmung in der Halle. Die Pauken wurden bereits warm geschlagen.  Viele Willisauer Fans, die mit Extra-Fan-Busen nach Einsiedeln reisten, trugen viel zu einer guten Stimmung bei. Sie positionierten sich vis-à-vis der Einsiedler Anhänger – ein wahrer Hexenkessel entstand. Die Zuschauer erlebten ein Wechselbad der Gefühle: enge Duelle, Entscheidungen in den letzten Kampfsekunden und Athleten, die bis ans Ende ihrer Kräfte gingen. Da wurde jeder Punktegewinn frenetisch gefeiert. «Die Stimmung war genial, im Kampf spürt man die enorm. Es ist wie ein Feuer unter einem Kessel», beschreibt Leichtgewichtler Lars Neyer die Ambiance während seines Kampfes.

Toller Beginn

Lars Neyer, der einige Kilos reduzierte, entschied den engen Kampf gegen Timon Zeder mit 5:2. Im 130 Kilo Greco musste Sven Neyer gegen Dominik Bossert ran. Nach einem missratenen Beginn drehte Neyer auf und brachte seine Stärken mit Überwürfen und Bodenrollern voll zur Geltung. Mitte der zweiten Runde gewann er technisch überhöht. «Nachdem ich am Anfang mit einem Hüfter erwischt wurde, durfte ich mir keine Blösse mehr geben und konnte die taktische Marschroute einhalten», sagte er.  Im 61-Kilo-Greco zwischen Michel Schönbächler und dem eingebürgerten Bulgaren Mansur Mavlaev kam es zu einem weiteren Schüsselduell. Schönbächler, der für diese Gewichtsklasse einige Kilos «abkochen» musste, ging schnell einmal entscheidend in Führung und behielt mit viel Geschick das bessere Ende (16:6). «Ich spürte, dass ich in kurzer Zeit einige Kilos abnehmen musste und bin deshalb froh, dass ich gut über die Runden gekommen bin», so Schönbächler.In einem spannenden Duell zwischen Andry Vishar und Olympiakandidat Stefan Reichmuth sah man Ringen allererster Güte. Dabei konnte der Gastringer seinen Kontrahenten mit 7:2 niederhalten. Das war schon Klasse, was die beiden Ringer an Täuschungen und Angriffen vorführten. Adrian Mazan war gegen Lukas Bossert gefordert. Er liess sein grosses Können als einstiger Weltklasseringer aufblitzen und nach einem starken Beginn nichts mehr anbrennen. In der weiteren Folge blieb Mazan hellwach und kam zu einem 5:0-Sieg.

Bei Halbzeit lag Einsiedeln mit 13:6 in Front. Es war eine sensationelle erste Hälfte für die Einheimischen. Die Einsiedler Angriffe mahnten an die Wucht eines Naturereignisses, an einen Sturm, ein Unwetter, an einen Zyklon, Taifun, Tornado, Orkan oder Blizzard. Eine unheimliche Kombination aus Härte, Tempo und Leidenschaft. Einzelkritik bei Verlierern ist überflüssig.   

Willisaus Aufholjagd

Die Entscheidung in der rappelvollen Halle musste in den nächsten fünf Mattenduellen fallen. Mathias Käser musste gegen den einstigen Internationalen Jonas Bossert, trotz seines grossen Kämpferherzens, unten durch und verlor nach fünf Minuten technisch überhöht. Freistilspezialist Jan Neyer wurde aus taktischen Gründen im Greco eingesetzt. Obschon er den Sieg nach einem aufwühlenden Fight Willisaus Austauschringer Andreas Vetsch überlassen musste, holte er bei der knappen 13:2-Niederlage zwei wichtigen Zähler wenige Sekunde vor Kampfende. Für Stimmung sorgte Andreas Burkhard, der mit seinem Kontrahenten Mirco Studer ein enges Duell lieferte. Nachdem bei Burkhard zu Beginn einiges schief lief, gelang es ihm, diese spannungsgeladene Begegnung noch zu wenden. Am Ende triumphierte er mit 10:8. «Warum ich anfangs nicht in die Gänge gekommen bin, bleibt mir ein Rätsel», haderte Burkhard.  Kilian Aregger hatte gegen Einsiedelns Tschetschenen Saifulla Avtorkhanov  nicht den Hauch einer Chance und musste ihm einen Überlegenheitssieg (16:0) zulassen. Wie der ehemalige Junioren-Vizeweltemeister Saifulla seine Angriffe vortrag, war Extra-Klasse und löste bei den Zuschauern Staunen aus.   

In der letzten Auseinandersetzung zwischen Yves Müllhaupt und Michael Portmann ging es beim Stand von 20:14 um wichtige Zähler für beide Teams. Portmann führte die etwas feinere Klinge, takierte geschickt, konnte damit in regelmässigen Abständen punkten und siegte am Ende mit 6:1.

Fazit: Das Ergebnis lügt nicht. Einsiedeln hat am Ende nicht nur mehr Punkte, sondern auch mehr Einzelwertungen als Willisau auf dem Konto und damit verdient gewonnen. Dennoch ist es den Einsiedlern nicht immer gelungen, die Konzentration hochzuhalten. Sie waren nicht nicht immer fehlerfrei und liessen deshalb unnötige Punkte liegen. Doch letztlich gibt es «null Fehler» nur bei der Fahrprüfung.

 

Resultatübersicht:

57 kg:             Lars Neyer – Simon Zeder 2:1

61 kg:             Michel Schönbächler – Mansur Mavlaev 3:1

65 kg:             Adrian Mazan – Lukas Portmann 3:0

70 kg:             Jan Neyer – Andreas Vetsch 1:3

74 kg              Saifulla Avtorkhanov – Kilian Aregger 4:0

74 kg:             Yves Müllhaupt – Michael Portmann 1:3

80 kg:             Andreas Burkhard – Mirco Studer 2:1

86 kg:             Mathias Käser – Jonas Bossert 0:4

97 kg:             Andry Vishar – Stefan Reichmuth 1:3

130 kg:           Sven Neyer – Dominik Bossert 4:1

Halbfinal:

Einsiedeln – Willisau 21 : 17

Kriessern – Freiamt 24 : 13

 

Heisser Rückkampf

W.S. Der Sieg von Einsiedeln ist noch lange nicht das «Ende der Finalgeschichte». Die Ausgangslage wird im nächsten Halbfinalkampf wieder eine ganz andere sein. Die Einsiedler haben sich zwar einen Vierpunktevorsprung erarbeitet, was im Ringen aber nicht viel bedeutet. Der Match wird am nächsten Samstagabend in der Sporthalle Willisau ausgetragen. Die Einsiedler Ringer freuen sich schon jetzt auf zahlreiche Unterstützung.

 

Werner Schönbächler