Swiss Winforce League: Einsiedeln – Willisau 20:17

Krimi endete mit Einsiedler Happy End und den Playoffs

Was für eine Dramatik: Im letzten Kampf entscheidet Einsiedeln das Duell gegen Willisau dank einem Punktesieg von Yves Neyer und sorgt damit für die grösste Sensation der Mannschaftsmeisterschaft.

W.S. Um 21.50 Uhr gab es in der Sporthalle Brüel kein Halten mehr. Das gesamte Team der Ringerriege Einsiedeln stürmte auf Yves Neyer zu. Er hatte den letzten Kampf gewonnen, das Skore auf 20:17 geschraubt. Im Anschluss an den solidarischen, engagierten Auftritt lagen sie sich in den Armen, konnten mit den 350 Fans nach 21 Jahren Unterbruch den Einzug in die Playoffs feiern. «Ich empfinde einfach nur Freude, das ist überwältigend», rang Trainer Urs Bürgler mit den Worten. Einsiedeln hat mehr erreicht, als nach der missratenen Vorrunde erwartet werden durfte.  Man spürte es von Beginn weg, dass sie den Sieg wollten. Denn mit zwei Zählern konnte das Team noch die Playoffs erreichen. Einsiedeln hat eine gute Figur abgegeben. Der Einsatz der Ringer war vorbildlich. Ringerisch zeigte Einsiedeln den Zuschauern einen guten Auftritt.  «Aufwand und Ertrag stimmten», freute sich Urs Bürgler.

Toller Auftakt

Im Leichtgewicht nahm Patrick Dähler die Strapazen des ordentlichen Gewichtemachens auf sich, was sich ausbezahlte. In einem harten und spannenden Fight behielt er mit 9:0 gegen Mansuv Mavlaev das bessere Ende für sich. Im Schwergewicht traf Andry Vysar auf Thomas Bucheli. Der Willisauer ging mit einem Blitzangriff 4:0 in Führung, die Vysar postwendend ausgleichen konnte und nach zwei Runden seinen Kontrahenten mit 12:6 besiegte. Dany Kälin, der trotz des nicht ganz ausgeheilten gebrochenen Fingers antrat, wehrte sich tapfer, wurde aber am Ende der zweiten Runde von Timon Zeder technisch überhöht besiegt. Im Duell bis 97 Kilogramm bekam es Sven Neyer mit dem Junioren-Internationalen Samuel Scherrer, eines der grössten Schweizer Ringertalente, zu tun. In einem ruppigen Greco-Fight, behielt Neyer nach einer Aufholjagd mit 8:5 das bessere Ende. Der derzeit ausgezeichnet disponierte Michel Schönbächler gab dem agressiv zur Sache gehenden Michael Portmann mit herrlichen Überwürfen bald einmal den Tarif durch und mit einem Sieg durch technische Überlegenheit eine deutliche Antwort. Damit lag Einsiedeln bei Halbzeit mit 12:6 entgegen den Erwartungen völlig überraschend vorne.

Gebrüder Neyer

Nach der Pause hätte es Andreas Burkard in der Hand gehabt, die Führung weiter auszubauen. Doch er scheiterte einmal mehr an Andreas Reichmuth, der ihm einfach nicht in die Hände passt. Er verlor das bis zuletzt verbissen geführte Duell diesmal aber knapp mit 9:6. Bei Halbzeit lag er noch 6:0 hinten. Am Schluss stand er gar vor dem möglichen Schultersieg.  Jan Neyer, der Aufsteiger im Einsiedler Team, deutete gegen Mirco Studer bald einmal an, wer Chef auf der Matte ist. Es gelang ihm eine weitere starke Leistung und kam mit pfeilschnellen Take-Down-Wertungen zu einem vorzeitigen 18:2-Sieg. Es roch nach einer Überraschung. Im drittletzten Kampf fightete Matthias Käser zur Freude des Publikums unerschrocken bis zur letzten Sekunde. Trotz der 15:6-Niederlage gegen den Internationalen Jonas Bossert brachte er einen wichtigen Mannschaftspunkt ins Trockene. Bei der nächsten Begegnung hatten die Willisauer Anhänger Grund zum Jubeln. Roger Heiniger gewann gegen Tim Zehnder technisch überhöht. Beim Stand von 18:16 musste die Entscheidung zwischen Yves Neyer und Tobias Portmann fallen. Das Ringerjuwel aus der Neyer-Dynastie zeigte einen taktisch klugen Kampf und setzte sich am Ende mit 6:4 durch.  Noch wichtiger war aber die Erkenntnis, dass sein verletztes Knie hält.

Die Partie war bis zum Schluss ein Krimi, der unter den Zuschauern für eine fantastische Stimmung sorgte. Eines muss sich Einsiedeln nicht vorwerfen lassen. Es hat bis zum Schluss der Qualifikationsrunde mit vollem Einsatz gefightet.

Die Tabelle lügt bekanntlich nicht. Einsiedeln steht nach der Qualifikationsphase auf dem vierten Rang und dank der besseren Einzelwertungen vor dem punktegleichen Schattdorf.  Dass Einsiedeln eine starke Rückrunde hinlegte, zeugt von Qualität und auch Winnermentalität im Team. Einsiedeln wurde langsam auch für die grossen Mannschaften unberechenbar. «Wir wissen nun, was wir können. Und wenn jeder seine Leistung bringt und Qualität abruft», können wir gegen jedes Team etwas holen. Doch gibt es noch keinen Grund, sich allzu stark auf die Schultern zu klopfen. Doch am Schluss blieb von Urs Bürgler, der sich die Nerven aufgerieben hatte,  ein Kompliment an die Adresse der Mannschaft: «Ich gratuliere. Viel mehr gibt’s wohl nach diesem Effort nicht zu sagen.» Die Einsiedler haben auch erkannt, dass ein Sieg nur über kämpferische Attribute führen kann.  

 

Resultatübersicht:

57 kg:  Patrick Dähler – Mansur Mavlaev 3:0

61 kg:  Dany Kälin- Timon Zeder 0:4

65 kg:  Michel Schönbächler – Michael Portmann 4:0

70 kg:  Jan Neyer – Mirco Studer 4:1

74 kg:  Tim Zehnder – Roger Heininger 0:4

74 kg:  Yves Neyer – Tobias Portmann 2:1

80 kg:  Matthias Käser – Jonas Bossert 1:3

86 kg:  Andreas Burkard – Andreas Reichmuth 1:2

97 kg:  Sven Neyer – Samuel Scherrer 2:1

130 kg: Andry Vishar – Thomas Bucheli 3:1

 

Einsiedeln – Willisau  20:17

Freiamt – Kriessern 25:13

Schattdorf – Hergiswil 21:17

 

Schlussangliste der Qualifikationsphase:

1. Kriessern 17 P., 2. Freiamt, 15 P., 3. Willisau 14 P., 4. Einsiedeln 6 P., 5. Schattdorf 6 P., 6. Hergiswil 2 P.

 

Daheim gegen Kriessern

W.S. Nachdem Einsiedeln letztmals 1996 in den Playoffs gestanden war, freut sich das Team zurecht auf die erste Runde gegen den amtierenden Meister Kriessern. Die Ringerriege Einsiedeln hat in der Rückrunde der Qualifikationsphase seine Identität gefunden und blieb damit das grosse Überraschungsteam. Es  hat mit seinen mutigen Auftritten dem Publikum viel Freude bereitet. Es steckte viel Leidenschaft in dieser Mannschaft. Weiter ist Trainer Urs Bürgler eine Kämpfernatur, der die Hoffnung nie aufgibt. Einsiedeln hat gegen Willisau gezeigt, dass es den Ligagrössen die Stirn bieten kann. Mehr Angaben zum ersten Playoff-Kampf gegen Kriessern  können der Freitagsausgabe entnommen werden.

 

Werner Schönbächler