Swiss Winforce League: Einsiedeln – Schattdorf 22:13

Einsiedeln gewinnt das mit Spannung erwartete Innerschweizer Derby gegen Schattdorf verdient mit 22:13 und kann damit weiter mit dem Playoff-Einzug hoffen.

W.S. Die verletzungsbedingten Ausfälle bei Schattdorf waren mit dem Fehlen von Nicolas Christen nicht mehr so gravierend wie in den letzten drei Runden. Weiter konnten die Urner auf die Ringer mit einer Doppellizenz zählen. Es war es ein stimmungsvolles Derby mit beidseits begeisterten Zuschauern und sehenswertem Ringsport. Bei den 430 Fans, darunter viele Gäste aus dem Urnerland, die mit Trommeln, Klatschen und Anfeuerungsrufen die Mattenspezialisten antrieben, gab es beidseits viele Emotionen. Die ärgerliche Niederlage gegen Hergiswil hat Einsiedeln glücklicherweise nicht aus dem Tritt gebracht. Das Team hat von Beginn weg Siegesbereitschaft und Kampfwillen signalisiert.

Bei Halbzeit vorne

Bereits der Auftaktkampf bis 57 Kilogramm hatte es in sich. Dany Kälin und Thomas Epp operierten auf Augenhöhe. Wertungen fielen zuerst nicht. Nach einem turbulenten Auftakt lag  der Urner nach der ersten Runde mit 5:3 vorne. Obschon Kälin noch sehr nahe kam, musste er eine knappe 7:5-Niederlage hinnehmen. Doch der gewonnene Mannschaftpunkt war goldwert. Bis 130 Kilogramm musste Einsiedelns 2-Meter-Hüne Boris Illenseer mit Christoph Waser die Klingen kreuzen. Nachdem er in der ersten Minute unglücklich stolperte, brachte ihn sein Widersacher für einen kurzen Moment in eine gefährliche Lage, woraus er sich blitzschnell befreien konnte und zu einem Schultersieg kam.  Bestens aufgelegt war Lars Neyer. Mit herrlichen Überwürfen und einem Brienzer rückwärts besiegte er den favorisierten Simon Gerig mit 12:4. Im 97 Kilo Greco musste Sven Neyer gegen seinen ewigen Rivalen Michal Jauch ran. Es entwickelte sich ein rein von der Taktik geprägtes Duell. Beide Athleten bekamen Passivitätsverwarnungen. Neyer holte damit als erster eine Wertung, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Mit zwei Durchdrehern ging Jauch in Führung und konnte die Begegnung mit 5:4 hauchdünn für sich buchen. Michel Schönbächler brachte darauf seine Stärke gegen Sven Gamma bald einmal zur Geltung. Er rang seinen stets gefährlichen Kontrahenten mit 7:3 nieder. So kam es, dass Einsiedeln bei Halbzeit nach fünf Kämpfen 12:6 führte. Jetzt war natürlich auf Urner Seite Gegensteuer angesagt.

Taktisch reife Leistung

Nach der Pause konnte der Anhang der Gäste vorerst wieder lachen und jubeln. Andreas Burkard gelang es nicht, den zu Beginn eingehandelten Rückstand wettzumachen und musste mit 12:2 die Matte gegen Tanguy Darbellay verlassen. Jan Neyer hatte Fabian Epp bestens im Griff und sammelte mit gezielten Beinangriffen fleissig Punkte. Am Ende lag er mit 9:0 vorne. Wie schon im Vorkampf verstärkte der Freiburger Matthias Käser Einsiedeln auf wirkungsvolle Art. Mit seinem grossen Kämpferherzen drängte er Ramon Epp immer wieder in die Defensive, sodass sein Überlegenheitssieg (17:1) nur noch eine Frage der Zeit war.  Er führte dabei eine wichtige Vorentscheidung herbei. Adrian Mazan und Kim Besse lieferten sich einen harten Fight.  Grifftechnisch bot der Kampf für Ringerkenner grosses Kino mit versteckten Finessen.  Die ersten drei Minuten gestaltete Besse mit 1:0 für sich.  Doch Mazan kämpfte danach clever, warf seine konditionellen Vorteile in die Waagschale und konnte noch ausgleichen. Da er den letzten Punkt holte, ging der Sieg auf sein Konto. Damit stand der Sieg Einsiedelns schon fest. In der letzten Begegnung führte Lukas Schönbächler zwei Minuten vor Schluss noch mit 1:0. Doch er bekam immer mehr den Atem seines Gegners zu. Als seine Kräfte nachliessen, wurden  ihm zwei Durchdreher am Boden zum Verhängnis, die er nicht genügend abwehren konnte und so mit 5:1 verlor.   

Insgesamt war es ein gelungener Derbyabend vor vollem Haus und bester Stimmung. Einsiedelns Trainer Urs Bürgler hob die Gesamtleistung seines Teams hervor. «Wir haben einen taktisch guten Kampf geliefert und liessen uns diesmal die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.» Bis zum achten Kampf war noch alles offen. Die Nationalliga A ist derzeit so ausgeglichen, dass Überraschungen immer möglich sind. Diesmal hätte es für Einsiedeln gar nicht besser laufen können, obschon einige Duelle auf Messers Schneide standen. Nach dem Ausrutscher vor einer Woche war es Balsam für die Seele der Einheimischen. Sie haben sich damit sicher auch Mut für die nächsten Aufgaben holen können.

Für Einsiedeln geht es nun darum, diese Leistung zu bestätigen, dann können sie auch mit den Grossen mitreden.

Die Einsiedler Ringer haben sich auf der Matte kämpferisch vorzüglich  präsentiert und nur noch selten Punktegeschenke gemacht. Man spürte es, dass sie etwas reissen wollten, was ihnen gelungen ist. Schwächen waren hingegen in der Bodenarbeit auszumachen.

Nach dem Schlusspfiff honorierten die Fans beider Lager die guten und fairen Leistungen der Sportler mit viel Beifall.

Resultatübersicht

57 kg:       Dany Kälin – Thomas Epp 1:2

61 k g:      Lars Neyer – Simon Gerig 3:1

65 kg:       Michel Schönbächler – Sven Gamma 2:1

70 kg:       Jan Neyer – Fabian Epp 3:0

74 kg:       Lukas Schönbächler – Renato Kempf 1:2

74 kg:       Adrian Mazan – Kim Besse 2:1

79 kg:       Matthias Käser – Ramon Epp 4:1

86 kg:       Andreas Burkard – Tanguy Darbellay 1:3

97 kg:       Sven Neyer – Michael Jauch 1:2

130 kg:     Boris Illenseer – Christoph Waser 4:0

Einsiedeln – Schattdorf 22:13

Hergiswil – Freiamt 11:26

Willisau – Kriessern 31:10

Tabelle: 1. Willisau 11 P., 2. Kriessern 8 P., 3. Einsiedeln 6 P., 4. Freiamt 6 P., 5. Hergiswil 4 P., 6. Schattdorf 1 P,

Auswärts gegen Kriessern

W.S. Die letzte Niederlage von Kriessern gegen Einsiedeln liegt ein Jahr zurück. Vor eigenem Publikum verloren die Rheintaler  hauchdünn mit 19:20. In dieser Saison fiel die Entscheidung im letzten Kampf zugunsten von Kriessern aus. Nach dem Sieg gegen Schattdorf sollte es den Einsiedlern eigentlich nicht an Selbstvertrauen mangeln. Doch wissen sie, was auf sie in Kriessern zurollt. Das Heimteam wird mit der bestmöglichen Aufstellung antreten und alles daran setzen, zwei Punkte ins Trockene zu bringen und sich damit vorzeitig die Playoffs zu sichern. Doch die Einsiedler wollen mit einem guten Gefühl heimkehren. Mehr Einzelheiten sind in der Freitagsausgabe zu lesen.

Werner Schönbächler