Swiss-Winforce League: Einsiedeln Schattdorf 10:27

Einsiedeln bezog im Derby-Kracher eine schmerzliche Niederlage

Nun ist es also passiert: Einsiedeln kassierte nach einem tollen Saisonstart die erste Niederlage. Und diese fiel gleich krachend aus, denn vor eigenem Publikum gab es eine 10:27 Packung.

W.S. Es hätte vor über 400 Zuschauern ein echter Derby-Knaller werden sollen. Doch diesmal war Schattdorf für Einsiedeln von Beginn weg kein gutes Pflaster. Es war einfach nichts zu holen. Da bei Einsiedeln die Austauschringer nicht zur Verfügung standen und Jan und Yves Neyer verletzt sind, konnte einem Einsiedelns Trainer Urs Bürgler bei Mannschaftsaufstellung leid tun. Doch das deutliche Resultat täuscht etwas über den Kampfverlauf hinweg, bei dem die Einheimischen in engen Duellen durchaus ihre Chancen hatten. Sie haben wohl mit viel Leidenschaft gekämpft, aber nicht alles aus sich herausgeholt. Schattdorf hingegen konnte mit der bestmöglichen Aufstellung antreten.

Harziger Start

Im ersten Duell musste sich Dany Kälin gegen Youngster Thomas Epp beweisen. Er geriet bald einmal in Rückstand und fand nicht in den Kampf. Am Ende lag der Urner mit 8:1 vorne. Sven Neyer und Michael Jauch lieferten sich wie erwartet einen engen Kampf, an dessen Ende der etwas agilere Gast mit 5:2 die Nase vorne hatte. Was für ein Auftakt für Schattdorf! Auch der dritte Kampf zwischen Lars Neyer und dem mehrfachen Schweizermeister Sven Gamma riss zumindest die einheimischen Zuschauer nicht von den Rissen. Neyer versuchte zwar zu punkten, zog aber in entscheidenden Situationen immer wieder den Kürzeren und brachte keine technische Wertung zustande. MMA-Fighter Robert Valentin lieferte über weite Strecken gegen Elias Kempf einen ebenbürtigen Fight, lag sogar in Führung, doch eine kurze Aufmerksamkeit in Bodenlage wirkte sich für ihn fatal aus. Die nächste Paarung brachte guten Ringsport. Michel Schönbächler konterte bei Vorteil von Simon Gehrig mit einer Zwei, doch mit zunehmender Kampfzeit nahm der gegen Schluss konditionell bessere Urner das Geschehen in seine Hände und gewann mit 11:5. Zur Halbzeit stand es 3:16 für Schattdorf, womit das Duell eigentlich schon entschieden war.

Streckenweise war es überraschend still in der schummelnden Halle, wo nur die Kampfläche beleuchtet wird. Besonders der Einsiedler Anhang verstummte, als sich die eigenen Kämpfer schwer taten, zu punkten, derweil die Gäste mit ihren Aktionen blitzschnell wie einst der Boxer Muhammad Ali stachen.

Leichte Steigerung

Wichtig für den weiteren Verlauf war schon der erste Kampf nach der Pause. Der grosse Kämpfer Mathias Käser musste gegen den Internationalen Nicolas Christen antreten. Er kämpfte zwar mit seinem unorthodoxen Stil beherzt und holte damit das Beste heraus. Er verlor aber mit 10:1. Nun stand der Sieg der Gäste bereits fest. Lukas Schönbächler zeigte Renato Kempf seine Grenzen auf und kam zu einem nie gefährdeten 6:2 Sieg.

Für Stimmung sorgte die Partie zwischen den beiden Freistilspezialisten Andreas Burkard und Tangue Darbelley. Fantastische Griffaktionen bekamen die Zuschauer dabei zu sehen. Es gelang dem etwas schnelleren Darbelley die Matte gegen seinen grippegeschwächten Gegner als 13:10-Sieger zu verlassen. Der bundesligaerprobte Pole Adrian Mazan kommt nach einem längeren Wettkampfunterbruch langsam in die Gänge. Doch Schweizermeister Kim Besse erwies sich in dieser intensiven Begegnung als ebenbürtig und ging mit 1:0 in Führung. Doch der bis zuletzt fightende Mazan holte den für den Sieg benötigten Punktegewinn fünfzehn Sekunden vor Wettkampfende. Tim Zehnder gelangen ein paar tolle Würfe, doch wurde er vom erfahrenen Mateo Dodos immer mehr bedrängt und unterlag durch technische Überlegenheit. Damit hob er den Urner Anhang in den siebten Himmel. Sie haben alles richtig gemacht und alles richtig gemacht. Sie haben das «Momentum» erlebt. Davon wird gesprochen, wenn ein Team in Fahrt kommt und dann über sich hinauswächst.

Die Kanterniederlage war für Einsiedeln besiegelt. Es war ein schmerzliches 10:27 Endergebnis aus Sicht der einheimischen Mannschaft. Die Einsiedler konnte ihr Potenzial nie entfalten und kamen einfach nicht in Schwung. Schattdorf bestimmte die Musik, nutzte das Momentum und zeigte eine taktisch ausgezeichnete Leistung. Und es passte letztlich zu diesem Kampf, dass es für Einsiedeln eine tragische Niederlage absetzte. Das Team wurde vom Himmel auf den Pausenplatz zurückgeholt.

Der Kommentar von Urs Bürgler fiel denn auch kurz aus: «Schattdorf war einfach die bessere Mannschaft, was wir sportlich fair anerkennen.» Einsiedeln wird trotz dieser Schlappe zusammenstehen und füreinander kämpfen. Sport ist eben kein Wunschkonzert und kann manchmal ganz schön brutal und bitter sein.

Die Einsiedler Ringer dürfen nicht lange hadern und müssen sich gegen die beiden nächsten Gegner Kriessern und Willisau auf die Hinterbeine machen.

Resultatübersicht:

57 kg: Dany Kälin – Thomas Epp 1:3

61 kg: Lars Neyer – Sven Gamma 0:4

65 kg: Michel Schönbächler – Simon Gehrig 1:3

70 kg: Lukas Schönbächler – Renato Kempf 2:1

74 kg: Adrian Mazan – Kim Besse 2:1

74 kg: Tim Zender – Mateo Dodos 1:4

80 kg: Andreas Burkard – Tangue Darbelly 1:2

86 kg: Matthias Käser – Nicolas Christen 1:3

97 kg: Robert Valentin – Elias Kempf 0:4

130 kg: Sven Neyer – Michael Jauch 1:2

Einsiedeln – Schattdorf 10:27

Kriessern – Freiamt 19:19

Willisau – Hergiswil 14:22

Tabellenstand:

1. Willisau 4 P., 2. Kriessern 3 P., 3. Schattdorf 2 P., 4. Einsiedeln 2 P., 5. Freiamt 1 P., 6. Hergiswil 0 P.

Auswärts gegen Kriessern

W.S. Am nächsten Samstagabend ist die Ringerriege Einsiedeln bei Meister Kriessern zu Gast. Die Rheintaler sind in den beiden ersten Runden noch nicht mit ihrer besten Formation angetreten und haben auf die Karte Nachwuchs gesetzt. Doch schon gegen Einsiedeln könnte sich das ändern. Die Einsiedler holten nämlich letzte Saison ein überraschendes Unentschieden in der Sankt-Galler Ringer-Hochburg, was wohl nicht vegessen ging. Mehr Einzelheiten sind in der Freitagsausgabe.

Werner Schönbächler