Ringen, Swiss Winforce League: Freiamt – Einsiedeln

Keine Geschenke zum Abschluss der Qualifikationsrunde

Alles andere als ein Sieg von Freiamt wäre eine Überraschung. Trotzdem sind die Aargauer weit davon entfernt, die Einsiedler auf die leichte Schulter zu nehmen.

W.S. Die Stimmung ist beim Team Einsiedeln gelöst. Die Einsiedler Ringer haben allen Grund dazu. Aus den letzten vier Partien wurden sechs Punkte geholt. Das ist beinahe historisch. Doch vor eigenem Publikum kassierte Einsieden vier Niederlagen in fünf Heimkämpfen. Das Team hat schon lange nicht mehr so viele Punkte den Gästeteams wie diese Saison auf den Heimweg gegeben. Das ist natürlich eine höchst unbefriedigende Heimbilanz. Doch das ist aus, vorbei. Einsiedeln steht mit zehn Punkten auf dem erstaunlichen vierten Tabellenplatz und damit über den Erwartungen. Die Finalrunde der besten vier Teams kann Einsiedeln nicht mehr genommen werden. «Wir wissen die Lage richtig einzuschätzen. Unser Bestreben haben wir erreicht. Alles weitere ist Zugabe», weiss Trainer Urs Bürgler, «wäre utopisch und entspricht weder den Klubmöglichkeiten noch der Substanz der Equipe.»

Träumen ist zwar immer erlaubt, das kann man niemandem verbieten. Doch es ist besser, auf dem Boden der Realität zu bleiben. Urs Bürgler ergänzt: «Wichtig ist am Ende der Qualifikationsphase, wie sich die Ringer entwickeln. Erfolg basiert bei uns nicht nur auf der Klassierung der Mannschaftsmeisterschaft.»

Den vierten Platz hätten die Verantwortlichen vor Saisonbeginn gleich unterschrieben. Das Team darf diesen Moment sicher geniessen, aber sich keineswegs auf den Lorbeeren ausruhen. Einsiedeln konnte die Grossen immer wieder ärgern und einzelne «Nadelstiche» setzen. Es hat sicher Qualitäten, ist aber noch zu wenig konstant. Deshalb hat es zurecht den Namen einer «Wundertüte». Will heissen: Es muss sich individuell und kollektiv noch verbessern. Doch alles, was bisher war, ist nun abgehakt. «Jetzt konzentrieren wir uns auf Freiamt», nimmt sich der Trainer vor. Freiamt ist eine starke Mannschaft und kann Meister werden. Mit der Verpflichtung von zwei Russen ist das Team gegenüber der letzten Saison bei der Aufstellung variantenreicher geworden. Neben diesen beiden Ausnahmekönnern haben sie noch weitere zuverlässige Punktegaranten wie den einstigen Olympiateilnehmer Pascal Strebel, die Internationalen Nils und Nino Leutert, Randy Vock und Michael Bucher in ihren Reihen. Allein schon deswegen wird Einsiedeln eine starke Mannschaft mit Ringern stellen müssen, die das Maximum holen kann. Ob Freiamt rotieren wird und vielleicht den einen oder anderen, der schon viele Abnützungskämpfe gemacht hat, eine Pause gönnt, ist möglich, darf aber nicht erwartet werden. Wer Freiamt kennt, weiss, dass sich das Team gegen Einsiedeln keine Blösse geben wird. Das interessiert aber Urs Bürgler überhaupt nicht. «Wir sind Sportler und streben immer den Sieg an. Wenn es am Ende nicht so ist, habe ich überhaupt kein Problem, dann war halt der Gegner einfach besser.»

Allerdings erinnern sich die Einsiedler nur ungern an die deftige 25:11-Heimschlappe der Vorrunde. Die Gäste entwickelten von der ersten Sekunde an einen derart immensen Druck, dass Einsiedeln nie richtig in den Match fand. Sie konnten immer nur reagieren, nie selber gross agieren. So war dann die Partie bereits bei Halbzeit «gegessen». Die Aargauer hatten den Gegner mit Härte und Cleverness im wahrsten Sinne des Wortes zermürbt. Die Einheimischen sind auseinandergefallen, sodass die Gäste ein Herrenleben führen konnten. Umso wichtiger wäre es, wenn Einsiedeln sich am eigenen Schopf aus dieser Misere ziehen könnte. Hoffentlich gibt dieses Ergebnis keinen Massstab her, auch wenn sich das Kader voraussichtlich nur geringfügig verändern wird. Die Einsiedler Ringer sind motiviert, werden alles geben und mit viel Leidenschaft kämpfen. Doch darf nicht von einem ausserordentlichen Druck geredet werden. Bleibt zu hoffen, dass Einsieden zu Beginn nicht zu viele Punkte liegen lässt, sonst beginnt’s im Gebälk der Ringerriege Einsiedeln bald einmal zu knirschen. Doch es wird nicht einfach sein, den Schalter einfach so umzukippen.

Die Einsiedler können sich nach dem Erreichen der Playoffs mit einem guten Gefühl auf die Reise nach Muri vorbereiten, wo in der topmodernen Sporthalle Bachmatten (Beginn, 20:00 Uhr) die Begegnung der beiden Erzrivalen stattfinden wird.

 

Werner Schönbächler