Mannschaftsmeisterschaft, Auf-/Abstiegsrunde NLA, NLB, Hinkampf: Einsiedeln – Sense 29 : 11

Ringerriege Einsiedeln sieht wieder Land in Sicht

Die Ringerriege Einsiedeln setzte ein deutliches Zeichen der Stärke und schlug Sense klar mit 29:11. Es war für die Einsiedler ein wichtiger Befreiungsschlag. Von zehn Duellen gingen deren sieben auf das Konto der Einsiedler.

W.S. Es gibt manche Ringerfreunde, die den Kampf um den Klassenerhalt in den letzten Jahren zur eigentlichen Meisterschaft ausgerufen haben. Das Ringen ist hier spannender, als etwa Leader Willisau bei seinen grösseren und kleineren Tiefs zuzuschauen. Am Samstagabend wurde diese These zwar nicht resultatmässig bestätigt, da diesmal nicht Hitchcock Regie führte. Dennoch war die Partie zwischen Einsiedeln und Sense nicht nur ein gewöhnlicher Kampf um den Ligaerhalt, es war für viele wie „Champions League“. Vor dem Anpfiff verzog Einsiedelns Trainer René Buchmann noch das Gesicht und sagte:“Das wird sehr schwierig für uns.“ Tatsächlich lagen die moralischen Vorteile auf Seite des Widersachers, der Ringerstaffel Sense, sie blieb siebenmal hintereinander siegreich und dieses Momentum wollte sie auch im Aufstiegskampf umsetzen.

Ganz anders war die Ausgangslage für Einsiedeln. Obschon das Team bei den zehn Niederlagen beachtliche Duelle zeigte, glaubten viele Anhänger immer mehr, dass eine perfide Generalbeschwörung des Universums zu Grunde lag, weil wirklich vieles misslang und einfach kein Sieg gelingen wollte. In der Quersumme gab es ein bisschen gar viele Negativerscheinungen, die sich kumulierten und zu diesen Niederlagen führten. Dabei schienen sich noch ein paar Galaxien mitverschworen haben.

Im Vorfeld schien es ein Match zu werden, in dem völlig offen war, wer das Rennen machen würde. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Solides Polster

Im ersten Duell musste Dany Kälin ran und war dem einstigen Internationalen Pascal Jungo, der mit seinen berüchtigten Beinschrauben punktete, technisch unterlegen. Doch dann machte Sven Neyer im Schwergewicht mächtig Druck und liess sich nach seinem Sieg gegen Steven Moser, der wegen drei Verwarnungen disqualifiziert wurde, vom Einsiedler Anhang feiern. Weitere Siegespunkte gab es für Patrick Dähler, der sich von David Minder nicht aus dem Konzept bringen liess und nach fünf Minuten als 4:0-Sieger feststand. Zu einer kurzen Angelegenheit wurde die Partie zwischen Michael Hess und Thomas Jehle. ringen_kampf_hessHess erwischte ihn schon nach wenigen Sekunden mit einem Hüftwurf. Auf souveräne Art setzte sich Lukas Schönbächler gegen Florian Schafer. Er holte das Maximum heraus. Bei Halbzeit lag Einsiedeln mit 16:4 in Front und schien das Geschehen unter Kontrolle zu haben.

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Lucky Punch von Michel Schönbächler

Nach der Pause entwickelte sich zwischen Bruno Flück und Matthias Käser ein verbissener Kampf in der Klasse bis 86 Kilogramm Greco. Obschon Flück in Rückstand geriet, kämpfte er unablässig weiter und brachte bei seiner 12:4-Niederlage einen Zähler ins Trockene. Ein Sonderlob bekam Michel Schönbächler ab, der überzeugte:“Michel hat sehr stark gerungen und seine Qualitäten im griechisch-römischen Stil bei seinem Schultersieg gegen Sardar Hashemi bewiesen“, so Buchmann. Die beiden Kontrahenten lieferten sich über weite Strecken ein erbittertes Duell mit herrlichen Würfen, wobei sich Schönbächler aus einer brenzligen Lage befreien konnte. Da Einsiedeln in den nächsten Gewichten starke Ringer hatte, glaubte man, dass sie den Sack endgültig zumachen könnten. Doch vorerst wurde Andreas Burkard bis 80 Kilogramm im freien Stil von einstigen WM-Vierten Christoph Feyer eines Besseren belehrt. Sense schien den Faden nun völlig verloren zu haben, während sich Einsiedeln in einen Rausch geriet. Die Freiburger gaben zwar nicht auf, die Hypothek war allerdings nicht mehr wettzumachen. Yves Neyer, die aktuelle Nummer 2 des Einzelrankings der NLA, sammelte mit seinen blitzschnell vorgetragenen Beinangriffen fleissig Punkte und gewann gegen David Schneuwly durch technische Überlegenheit. Der Jubel war kaum verklungen, als Jürg Betschart und Isidor Ismaili ein Duell auf Augenhöhe führten. Der Kampf wog auf und ab, ehe Betschart seinen Kontrahenten am Ende festzuhalten vermochte.ringen_kampf_neyer

„Es ist gut gelaufen“, resümierte René Buchmann. „Die Ringer waren auf den Punkt hin da und hellwach – wir haben als Mannschaft gewonnen. Wir kamen auf eine positive Welle – wenn es läuft, dann läuft es eben.“

Am Schluss hüpften die Einsiedler Ringer den Tanz des Siegers, beglückwünscht von den fast 300 Fans, die spürten, was René Buchmann in seiner finalen Analyse nachsetzte:“Ich glaube, das war wirklich der entscheidende Befreiungsschlag.“

Bemerkenswert, mit welcher Konzentration die Einsiedler die Kämpfe angingen und alles in die Waagschale warfen. Man spürte es, dass jeder für jeden kämpfte. Entgegen den Erwartungen wirkte das Team frischer und hungriger auf einen Vollerfolg. Sie hatten sich etwas vorgenommen, das machten sie schnell deutlich. „Es wussten alle, dass sie den Karren selber aus dem Dreck ziehen müssen“, gab Einsiedelns Co-Trainer Dobrev Stoian zu Protokoll. Dank der gewonnen Wettkampfhärte in der NLA meisselten sie den Sieg in Stein.

Sense musste als NLB-Meister noch Lehrgeld bezahlen und konnte sich kein verfrühtes Weihnachtsgeschenk machen.

So blieb am Schluss der Partie das Fazit: In ein Ruhmesblatt kritzelten die Einsiedler nicht, aber sie taten, was sie man von einer NLA-Mannschaft erwartet hatte: sich eine solides Polster für den Rückkampf zurechtzulegen. Daneben durchlief das Team auch einige Saure-Gurken-Phasen. Gegen einen stärkeren Gegner hätte sich das rächen können. Doch ohne blauäugig zu sein: Einsiedeln war klar die bessere Mannschaft und hat die Vorteile verdient in den Sieg investiert.

 

Resultatübersicht:

57 kg:       Dany Kälin – Pascal Jungo                             0:4

61 kg:       Patrick Dähler – David Minder                      4:0

65 kg:       Lukas Schönbächler – Florian Schafer           4:0

70 kg:       Michel Schönbächler – Sardar Hashemi       4:0

74 kg:       Yves Neyer – David Schneuwly                      4:0

74 kg:       Jürg Betschart – Isidor Ismaili                       4:0

80 kg:       Andreas Burkard – Christoph Feyer              0:4

86 kg:       Bruno Flück – Matthias Käser                        1:3

97 kg:       Michael Hess – Thomas Jehle                       4:0

130 kg:     Sven Neyer – Steven Moser                           4:0

 

Auf-Abstiegskampf:

Einsiedeln – Sense                                  29:11

Playoffs:

Willisau – Freiamt                                  14:19 (Gesamt 33:38)

Hergiswil – Kriessern                              17:19 (30:41)

 

Rückkampf am Sonntag

Nach dem deutlichen Sieg kann die Ringerriege Einsiedeln zuversichtlich dem Rückkampf vom nächsten Sonntagnachmittag entgegenblicken. Das Polster von 19 Zählern sollte eigentlich für den Verbleib in der NLA reichen. Der Beginn in der Sporthallte in Schmitten ist auf 14 Uhr angesetzt.

Freiamt schafft Sensation

In den Halbfinal Rückkämpfen ist die grosse Sensation wahr geworden. Aussenseiter Freiamt konnte sich auch im Rückkampf auswärts gegen Willisau mit 19:14 Punkten durchsetzen. Willisau dominierte die Qualifikation mit zehn Siegen in zehn Meisterschaftsrunden. Nun stehen die Luzerner mit leeren Händen da. Mit Willisau ist auch das zweite Luzerner Team im Halbfinal gestrauchelt. Nach der 13:22-Niederlage im Rheintal verloren Hergiswil auch den Rückkampf gegen Kriessern mit 17:19.

Somit kommt es am nächsten Samstag in Widnau (SG) zum überraschenden ersten Finalkampf zwischen Kriessern und Freiamt. Die beiden Halbfinal-Verlierer duellieren sich um die bronzene Auszeichnung.

 

Werner Schönbächler