Halbfinal Rückkampf: Kriessern – Einsiedeln 19:19

Einsiedeln trotzte auswärts Kriessern

Die Ringerriege Einsiedeln zeigte auch im Rheintal eine ansprechende Leistung und erreichte ein verdientes Unentschieden. Dennoch hatte sie damit gegen den Leader in beiden Playoff-Begegnungen das Nachsehen.

W.S. Der Traum vom Playoff-Final ist für die Ringerriege Einsiedeln am Samstagabend wie eine Seifenblase geplatzt. Im Halbfinal-Rückkampf der Playoffs um die Schweizer Mannschaftsmeisterschaft machte es Einsiedeln allerdings seinem Herausforderer in der restlos ausverkauften Mehrzweckhalle Kriesserns vor über 700 Zuschauern noch einmal so richtig spannend. Das Team riss sich in einem hart umkämpften Match am Riemen und würgte sich zu einem beachtlichen Unentschieden. Ja, es war eine Angelegenheit mit Hängen und Würgen. Wer gedacht hatte, dass es nach dem 22:14-Sieg von Kriessern im Hinkampf eine langweilige Angelegenheit werden könnte, sah sich getäuscht. Ganz im Gegenteil: Es war kratzbürstig, es war ein Nervenspiel. Während sich die Enttäuschung im Einsiedler Lager, trotz des verpassten Finals in Grenzen hielt, feierte die Rheintaler Ausnahme-Staffel einen weiteren Erfolg in ihrer Vereinsgeschichte. «Wir wollten es diesmal besser machen und kamen nach Tiefs immer wieder heran», stand Einsiedelns Urs Bürgler den zahlreichen Medien Red und Antwort. «Ich bin stolz auf das Team, die Ringer kämpften und rackerten.» Einsiedeln war phasenweise platt und hat sich immer wieder hochgerappelt. Kriessern hat sich im Meisterrennen in die Pole-Position gebracht. «Es war sehr emotional, Einsiedeln hat uns alles abverlangt», sagte Kriessern Trainer Hugo Dietsche.

Auftakt nicht wunschgemäss
Im 57 Kilo Greco stand Patrick Dähler dem Alt-Internationalen Urs Wild gegenüber. In einer aufwühlenden Begegnung führte Wild nach der ersten Runde mit 7:4 und nutzte darauf eine kurze Unaufmerksamkeit Dählers blitzschnell zu einem Schulersieg aus. Im Schwergewicht war Einsiedelns Leihringer Andrji Vishar auf der Hut und zeigte erneut eine taktische Meisterleistung. Wie schon im Hinkampf überraschte er Philipp Hutter mit blitzschnell vorgetragenen Angriffen und lag am Ende klar mit 8:0 vorne. Im 61 Kilo Freistil musste Dany Kälin gegen das grosse Talent Dominik Laritz auf die Matte. Er vermochte seinem Kontrahenten nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen und musste vor Ablauf der ersten Runde eine Schulterniederlage hinnehmen. Zum vierten Mal lieferten sich Sven Neyer und Ramon Betschart einen Abnützungskampf auf Augenhöhe. Sie machten es für das Publikum so richtig spannend. Nach zwei Minuten lag Neyer mit 4:0 hinten. Bei Stande von 6:2 erwischte Neyer seinen Kontrahenten in einer für ihn selbst brenzligen Bodenlage und kam zu einem vielumjubelten Schultersieg. Das Duell zwischen Michel Schönbächler und Gabor Molnar war von tollen Techniken geprägt. Schönbächler hielt dem Ansturm leidenschaftlich dagegen und kam mit seinem unbequemen Widersacher immer besser zurecht. Am Ende hatte er aber mit 7:3 das Nachsehen. Mit diesem Sieg lag Kriessern bei Halbzeit mit 10:8 vorne.

Einsiedelns Energieleistung
Nach der Pause sorgte Andreas Burkard gegen Tobias Betschart gleich für einen Paukenschlag. Schon nach wenigen Sekunden kam er mit einem klassischen Hüfter zum Punktemaximum. Einsiedeln lag damit erstmals mit 12:10 in Front. Trotzdem war das jetzt noch keine Leistungsexplosion für Einsiedeln. Der nächste Sieg fuhr dann Steven Graf ein, der Jan Neyer ebenfalls schon nach wenigen Sekunden erwischte. Tim Zehnder musste sich gegen den Internationalen Damian Dietsche in der ersten Runde mit 16:1 technisch überhöht geschlagen geben. Sein für die Mannschafswertung geholter Punkt war in der Endabrechnung goldwert. Dennoch schienen die Würfel nach dem achten Kampf endgültig zugunsten Kriessern gefallen zu sein. Es stand aber noch einiges Prestige auf dem Spiel. Mathias Käser fightete gegen David Hungerbühler bis zur letzten Sekunde und kam zu einem überraschenden 8:6-Sieg. Beim Stande von 19:15 musste die Entscheidung im letzten Duell zwischen Yves Neyer und dem unbequemen Manuel Wittenwiler fallen. Für Yves Neyer war es eine heikle Aufgabe. Er durfte keinen Punkt abgeben und musste das Maximum für ein Remis herausholen. Nach einer Minute Kampfzeit gelang es ihm, seinen Widersacher am Boden festzuhalten. «Yves hat taktisch ausgezeichnet gerungen», befand Urs Bürgler. «Das war wirklich Klasse.»

Einsiedeln hätte einen Sieg von mindestens neun Punkten Vorsprung benötigt, um ohne Rechnereien ins Finale einziehen zu können. Das hat nicht gereicht, doch das Team zeigte eine Bravourleistung. Kriessern steht verdientermassen im Final, wo es auf Willisau trifft.

Zu Beginn schien Einsiedeln das Momentum verpasst zu haben. «Doch der Sport ist eben kein Wunschkonzert», analysierte Urs Bürgler. Einsiedeln hat Kriessern danach ziemlich geärgert und ein beachtliches Unentschieden geholt, was dem Team sogar vom fairen Heimpublikum viel Applaus einbrachte. Trotz des verpassten Finals darf man mit den beiden Auftritten im Halbfinal zufrieden sein. Das Team hat in der Schweizer Ringerszene für spektakuläre Schlagzeilen gesorgt. Es ist selbstbewusst und konstant aufgetreten. Schliesslich war Einsiedeln in den letzten drei Jahren noch ein Liftklub.

Resultatübersicht:
57 kg: Urs Wild – Patrick Dähler4:0
61 kg: Dominik Laritz – Dany Kälin 4:0
65 kg: Gabor Molnar – Michel Schönbächler 2:1
70 kg: Steven Graf – Jan Neyer 4:0
74 kg: David Hungerbühler – Mathias Käser 1:2
74 kg: Manuel Wittenwiler – Yves Neyer 0:4
80 kg: Damian Dietsche – Tim Zehnder 4:1
86 kg: Tobias Betschart – Andreas Burkard 0:4
97 kg: Ramon Betschart – Sven Neyer 0:4
130 kg: Philipp Hutter – Andrji Vishar 0:3

Kriessern – Einsiedeln 19:19
Freiamt – Willisau 17:19

Daheim gegen Freiamt
W.S. Zu einem weiteren Ringerhit kommt es am nächsten Sonntagnachmittag in der Sporthalle Brüel (Beginn, 14 Uhr), wo Einsiedeln auf Freiamt trifft. Die Einheimischen haben sich im Verlaufe der Rückrunde als stabile und ausgeglichene Mannschaft entpuppt. Einsiedeln hat als Aussenseiter gegen die Aagauer absolut nichts zu verlieren und kann völlig unbelastet antreten. Die Einsiedler Ringer hoffen auf zahlreiche Zuschauer, die Stimmung in die Halle bringen werden. Ambiance ist gefragt, um den hungrigen Einsiedler Ringern den Rücken zu stärken. Mehr Einzelheiten können der Freitagsausgabe entnommen werden.

Werner Schönbächler