Einsiedeln – Willisau 20:19

Einsiedler Ringerriege sorgte für die grösste Sensation

Krimi in Einsiedeln. Die Ringerriege Einsiedeln fügte dank einer aussergewöhnlichen Willensleistung dem Ringclub Willisau eine überraschende Niederlage bei. Die Einsiedler kämpften phasenweise wie die Eidgenossen am Morgarten.

W.S. Um 21.30 Uhr war es in der Sporthalle Brüel so weit: Einsiedeln schlug nach einem Herzinfarktfinale Willisau und kam zu seinem ersten Sieg in der NLA seit dem Wiederaufstieg vor zwei Jahren. Die Ringer sprangen aufeinander zu, schrien und freuten sich. Der Ballast des harzigen Beginns fiel von den Schultern der Einsiedler. Bei den Zuschauern kannte der Jubel keine Grenzen. Die Einheimischen mussten diesen Sieg hart erkämpfen, ja richtiggehend erdauern. Einsiedeln war am Schluss das glücklichere von zwei absolut gleichwertigen Teams. Dabei war die Ausgangslage für die Hausherren alles andere als verheissungsvoll. Wegen einer beim letzten Match zugezogenen Kopfverletzung stand Micheal Hess nicht zur Verfügung. Trainer René Buchmann hatte von seinen Ringern verlangt, einfach frech anzugreifen und etwas zu riskieren. Mit resultatmässigem Erfolg.

Starker Beginn

Einsiedeln ging in diesem hochstehenden und unglaublich spannenden Fight gleich in Führung und auch bei Niederlagen wurde bis an die Grenze gekämpft, so ganz nach dem Geschmack des Publikums.

Der bis dahin gut disponierte Dany Kälin gewann zum Auftakt in einem Abnützungskampf Michael Portmann mit 7: 2 Punkten. Einmal mehr erwies sich Sven Neyer bei seinem souveränen Sieg durch technische Überlenheit gegen Dominik Bossert als sicherer Punktegarant. Trotz seiner 11:0-Niederlage bot Lorenz Schönbächler gegen Timon Zeder über weite Strecken erfolgreich Paroli. Nachdem er zu Beginn arg in Rückstand geriet, liess er in der zweiten Runde dem sichtlich echauffierten Widersacher nur noch einen Zähler zu. Roger Schatt, der erstmals zum Einsatz kam, ersetzte Michael Hess und musste gegen den diesjährigen WM-Teilnehmer Stefan Reichmuth bei seiner schnellen Schulterniederlage noch Lehrgeld bezahlen. Beim Auftritt von Jan Neyer kam erstmals so richtig Stimmung in der Halle auf. Der 21-jährige Maurer stand gegen Tobias Portmann auf die Matte. In diesem Duell ging es drüber und drunter, sodass jeder Ausgang möglich war. Dabei führte der Willisauer die technisch etwas feinere Klinge und gewann mit 12:5. Einsiedeln lag damit bei Halbzeit mit 7:11 im Rückstand und alles schien für den Favoriten seinen gewohnten Lauf zu nehmen.

Stark verbessert

Obschon nach den letzten Begegnungen in der zweiten Halbzeit keine Wunderdinge erwartet werden durften, präsentierten sich die Einheimischen stark verbessert. Bruno Flück bekam, trotz seiner 10:4-Niederlage, von Trainer René Buchmann ein Sonderlob:“Bruno ringt immer stärker, ein Sieg für ihn ist nur noch eine Frage der Zeit.“ Eigentlich stand der Unglücksrabe schon diesmal nahe am Sieg. Der Unparteiische stoppte allerdings eine Aktion von Flück kurz vor dessen Sieg, was viel Unmut auslöste. Nach dieser Niederlage ging allerdings ein Ruck durch die Mannschaft. Im wohl schönsten Kampf des Abends zwischen Michel Schönbächler und dem amtierenden Schweizermeister Roger Heiniger entwickelte sich ein hochstehender Fight. Nach anfänglichem taktischen Geplänkel riss Heiniger die Führung an sich und lag auf Siegeskurs. Doch mit einem herrlichen Wurf, der Schönbächler vier Punkte einbrachte, drehte sich der Kampf mit 9:4 zu Gunsten des Einsiedlers, dessen kämpferische Leistung makellos war. Viel trug der 21-jährige Andreas Burkard zum Triumph der Einsiedler bei. Mit einem herrlichen Hüfter erwischte er Jakob Manuel und brachte sein Team mit 16:15 in Führung. Jungspund Tim Zehnder zollte Kilian Areggger, einem seit Jahren äusserst erfolgreichen NLA-Ringen, keinen allzu grossen Respekt. Doch beim Stande von 7:4 für seinen Kontrahenten konnte er sich aus einer gefährlichen Lage nicht mehr befreien, sodass beim Stand von 19:16 für Willisau die Entscheidung im letzten Kampf fallen musste. Einsiedeln brauchte für einen Erfolg den höchsten Sieg. Lukas Schönbächler hielt dem grossen Druck stand. Er fegte Sven Hirschi mit einem bilderbuchmässigen Hüfter von der Matte und sorgte damit für den ersten Einsiedler Sieg in der NLA.

Bei den Einsiedler Ringern war die Bereitschaft zu sehen, bis zuletzt zu kämpfen. Sie haben Willisau immer wieder an der Entfaltung ihres grossen ringerischen Potenzials gehindert und gingen dabei an die Leistungsgrenze. Letzteres kann man von Willisau nicht unbedingt behaupten. In der Pause habe ich jedem Ringer nochmals genau gesagt, was ich von ihm erwarte. Da ist diesmal aufgegangen, freute sich René Buchmann, der aber trotz des Sieges noch einigen ringerischen Firlefranz sah. Willisau wirkte stets locker, war fast immer voraus und schien die Siegesoption einzulösen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

dany lorenz sven roger jan lukas tim andreas michel bruno sieg (2) sieg

Resultatübersicht:

57 kg: Dany Kälin Michael Portmann 3:1

61 kg: Lorenz Schönbächler Timon Zeder 0:3

65 kg: Jan Neyer Tobias Portmann 1:3

70 kg: Michel Schönbächler Roger Heiniger 3:1

74 kg: Tim Zehnder Kilian Aregger 0:4

74 kg: Lukas Schönbächler Sven Hirschi 4:0

80 kg: Andreas Burkard Manuel Jakob 4:0

86 kg: Bruno Flück Samuel Scherrer 1:3

97 kg: Roger Schatt Stefan Reichmuth 0:4

130 kg: Sven Neyer Dominik Bossert 4:0

Einsiedeln Willisau 20:19

Kriessern Freiamt 20:15

Schattdorf Hergiswil 20:16

Tabelle:

1. Kriessern 8 P.

2. Hergiswil 4 P.

3. Schattdorf 4 P.

4. Freiamt 4 P.

5. Willisau 2 P.

6. Einsiedeln 2 P.

Auswärtsmatch gegen Hergiswil

Am nächsten Samstagabend trifft Einsiedeln auswärts auf Hergiswil. Die Napfringer stehen nach einem verhaltenen Start auf Rang 2 und steuern Richtung Playoffs. Mit dem neuen Trainer Olaf Brand hat sich das Team, das in den letzten vier Jahren zweimal den Meistertitel holte, hohe Ziele gesetzt. Die Begegnung wird in der Mehrzweckhalle in Hergiswil, Beginn 20 Uhr, ausgetragen.

Werner Schönbächler