Auf-bzw. Abstiegskampf: Einsiedeln Brunnen 19:17

Einsiedelns Sieg nach einem Herzinfarkt-Finale

Krimi in Einsiedeln: Einsiedeln lag scheinbar hoffnungslos zurück, schlug aber Erzrviale Brunnen dank einem starken Finish mit viel Glück. Der Auftritt hinterliess etwas gemischte Gefühle.
W.S. Als Derbykracher wurde die Begegnung zwischen Einsiedeln und Brunnen im Vorfeld bezeichnet –diese Ansage war goldrichtig.  Rund 300 Zuschauer säumten am Samstagabend die Sporthalle Brüel, und wer kam, wurde nicht enttäuscht. Der Vergleich bot phasenweise guten Ringsport, Spannung und Können von Akteuren mit Format. Es gibt eben im Ringen Kämpfe, die man in ein, zwei Sätzen zusammenfassen kann. Und dann gibt es Kämpfe, bei denen man wirklich nicht weiss, womit man beginnen und womit aufhören soll. Letzteres traf genau zu. „Das war doch beste Werbung für den Ringsport“, brachte es Brunnens Chefcoach Martin Suter auf den Punkt. Der 50-jährige einstige Spitzenringer und eidgenössische Kranzschwinger hatte aber schon früh nach dem Schlusspfiff sein Lächeln wieder gefunden. Brunnen lag in diesem unglaublich spannungsgeladenen Derby bis zur zweitletzten Begegnung in Führung und schien auf dem Siegespfad zu sein. Doch nach einem mitreissenden Finish jubelten die Einsiedler. Sie mussten diesen hauchdünnen Sieg hart erkämpfen – ja richtiggehend erdauern. Das waren spannende Minuten für die Geschichte.
Kein Klassenunterschied
Einsiedeln wollte einfach nicht richtig in den so wichtigen Match kommen. Brunnen kontrollierte zur grossen Überraschung das Geschehen. Den ersten Kampf bestritt Patick Dähler gegen Juniorenmeister Abdl al Sada Morteda. Dähler fand  gegen seinen clever ringenden Kontrahenten kein geeignetes Mittel und musste mit 8:1 den Kürzeren ziehen. Sven Neyer hatte es im Schwergewicht vermeintlich leicht gegen Martin Steiner, den man allerdings nie unterschätzen darf. Obschon Neyer in  der ersten Runde eine brenzlige Situation überstehen musste, lag er mit 6:1 vorn und kam mit druckvollen Angriffen letztlich zu  einem deutlichen 14:6-Sieg. Doch dann folgte der Hammerschlag für Einsiedeln.  Dany Kälin zog gleich weg und schien gegen Thomas von Euw einem sicheren Sieg entgegenzusteuern. Doch beim Stande von 17:8 lief er seinem Widersacher, der immer mehr Lunte roch, mit einem Hüfter ins offene Messer. Roger Schatt und Florian Betschart gingen engagiert zur Sache. Letztlich vermochte Schatt gegen seinen erprobten Gegner kein Lorbeer abzuholen. Beim Endstand von 5:5 ging der Sieg dank den beiden letzten erzielten Wertungen an Betschart.  Dennoch war sein Punktegewinn nach einer längeren verletzungsbedingten Pause erfreulich. Michel Schönbächler musste im Duell gegen Sergio Gamma alle Register seines Könnens ziehen. Nachdem er bei Hälfte noch mit 4:3 zurücklag, konnte er den Spiess umdrehen und einen 11:7-Sieg holten. Dennoch lag Brunnen zur Pause entgegen den Erwartungen mit 11: 7 in Front. Damit hatte sich Einsiedeln für die zweite Hälfte eine grosse Hypothek aufgeladen. Einen Klassenunterschied war gegen den B-Ligisten keiner auszumachen. „Wir haben einfach keinen Rhythmus gefunden und zu viele Fehler produziert“, sagte Einsiedelns Schwergewichtler Sven Neyer, „normalerweise sind ja die ersten fünf Duelle unsere grosse Stärke.“
Sporthalle wurde zum Hexenkessel
Die zweite Wettkampfhälfte wurde von Bruno Flück und dem Junioren-Internationalen Damian von Euw eröffnet. Von Euw erwies sich als der agilere Ringer und brachte seinen Kontrahenten zweimal an den Rand einer Niederlage. Es grenzt an ein Wunder, dass sich Flück aus  schier aussichtslosen Lage befreien konnte und damit nicht mit dem Punktemaximum verlor, was sich in der Endabrechnung positiv auswirkte. Anschliessend kämpfte Jan Neyer gegen Fabian Epp, dem Austauschringer von Schattdorf. In einem rassigen Duell mit tollen Würfen behielt er mit 15:6 Oberhand und brachte sein Team wieder etwas heran.  Bruno Schnyder ging gegen Sämi Fuchs – einem der beständigsten Ringer des Gästeteams – auf die Matte. Doch liess er sich davon nicht beirren und brachte bei seiner Niederlage knappen 5:3-Niederlage einen wertvollen Mannschaftspunkt ins Trockene. Trotzdem lag Brunnen vor dem zweitletzten Kampf noch mit 17:11 in Führung. Die beiden letzten Kämpfe mussten von den Einheimischen also um jeden Preis gewonnen werden.   ringen_yves neyer

Als erster hielt Yves Neyer dem grossen Druck stand. Nach einem verhaltenen Start, der seinem aufsässigen Gegner eine Zweierwertung eintrug, drehte er mächtig auf und holte gegen Alexander Büeler einen Schultersieg. Er lockte damit das Publikum vollends aus der Reserve. Nun hing es an Lukas Schönbächler, das Blatt noch zu Gunsten der Gastgeber zu wenden. Er besann sich seiner Qualitäten und lag in einem taktisch klug geführten Kampf sowie herrlichen Würfen bald einmal voraus und besiegte Christian Zemp technisch überhöht. ringen_lukas schönbächler
Am Schluss feierte die Ringerriege Einsiedeln mit einer Ehrenrunde, die Grusshändchen gingen vor allem Richtung Fangemeinde auf dem vollbesetzten Rängen. „Die Fans haben uns zum Sieg getrieben“, betonte Yves Neyer, „sie haben uns nach einer heiklen Phase stark gemacht.“  Dennoch ist die Frage erlaubt: Reicht Einsiedeln der knappe Vorsprung für den Rückkampf für den Verbleib in der NLA?  Dazu meint Brunnens Cheftechniker Martin Suter:“Wir freuen uns auf den Rückkampf, es beginnt wieder alles von vorne. Wir werden wieder alles geben.“
Für beide Teams gabs am Ende grossen Applaus: Sie rackerten, kämpften, zeigten tolle Würfe und gingen an ihre Leistungsgrenzen. Die Gehässigkeiten waren bei den Zuschauern und Ringern bereits vergessen. Dass Einsiedeln einen Rückstand von sechs Punkten wettmachen konnte, zeugt von einer guten Moral in einer heiklen Phase. Letztlich war es aber mehr als ein glückliches Ende für Einsiedeln nach einem total verpatzten Start.

Resultatübersicht:
57 kg:    Patrick Dähler – Abd al Sada Morteda 1:3
61 kg:     Dany Kälin – Thomas von Euw 0:4
65 kg:    Michel Schönbächler – Sergio Gamma 2:1
70 kg:    Jan Neyer – Fabian Epp 3:1
74 kg:    Yves Neyer – Alexander Büeler 4:0
74 kg:    Lukas Schönbächler – Christian Zemp 4:0
80 kg:    Bruno Schnyder – Sämi Fuchs 1:2
86 kg:    Bruno Flück – Damian von Euw 0:3
97 kg:     Roger Schatt – Florian Betschart 1:2
130 kg:     Sven Neyer – Martin Steiner 3:1

Einsiedeln – Brunnen 19:17
Halbfinals NLA: Rückkämpfe
Kriessern – Hergiswil 22:15
Schattdorf – Willisau 11:26

Final:
Hergiswil – Willisau

Rückkampf am nächsten Sonntag
W.S. Nach dem knappen Sieg der Ringerriege Einsiedeln ist die Ausgangslage für den Rückkampf am nächsten Sonntag in der Sporthalle Brunnen, Beginn 15 Uhr, völlig offen. Es dürfte wieder zu einem Kampf mit viel Dramatik werden. Die Einsiedler Ringer hoffen dabei auf zahlreiche Unterstützung zählen zu dürfen.

Werner Schönbächler